Im Gespräch mit Frank Heilemann, einem erfahrenen Spielplatzbauer, der sich auf die Herstellung von Spielgeräten aus Holz spezialisiert hat, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Spielplatzbaus. Wie wird traditionelles Handwerk im Bau von Spielplätzen sichtbar und welche nachhaltigen Materialien kommen zum Einsatz, um umweltfreundliche Spielräume zu schaffen? Außerdem sprechen wir über wichtige Themen wie Genehmigungsverfahren, regelmäßige Inspektionen und die Gestaltung inklusiver und barrierearmer Spielplätze.
Was haben Sie als Zimmerei mit Spielplätzen am Hut?
Holzwelten Frank Heilemann GmbH und Co. KG ist mehr als eine klassische Zimmerei, wir sind Experten für einzigartige Kinderspielgeräte aus Robinienholz! Mit traditionellem Handwerk und kreativen Ideen erschaffen wir kindgerechte und kreative Spielplätze. Ursprünglich starteten wir mit Holzbau und der Montage von Spielgeräten für andere Hersteller. Doch die Nachfrage nach individuellen Lösungen wuchs, also fingen wir an, selbst Spielgeräte zu bauen. Heute steht die Produktion im Mittelpunkt, während die Montagen nur noch für ausgewählte Partner übernommen werden.
Woran erkennt man traditionelles Handwerk beim Spielplatzbau?
Die Kinderspielgeräte entstehen in echter Handarbeit, jede Konstruktion ist ein einzigartiges Unikat. Wie in traditionellem Holzbau werden die einzelnen Elemente mit exakten zimmermannsmäßigen Verbindungen kraft- und formschlüssig miteinander verbunden. Robinienholz ist ein besonderes Material, das aufgrund seiner Eigenschaften eine Herausforderung für die industrielle Verarbeitung darstellt und vorrangig manuell bearbeitet werden muss. Gleichzeitig ist es das einzige Holz, das offiziell für den direkten Erdeinbau zugelassen ist.
Mit welchen nachhaltigen Materialien kann man Spielplätze bauen?
Holz ist nachhaltig, weil es während seines Wachstums CO₂ speichert, Lebensraum für Tiere bietet und mit geringem Energieaufwand verarbeitet werden kann.
Doch auch Recycling-Kunststoff hat nachhaltige Merkmale. Er gibt bereits verwendeten Kunststoffen ein zweites Leben, reduziert Müll und schont wertvolle Ressourcen. Zudem ist dieser recycelte Kunststoff langlebig, wartungsarm und wetterbeständig, ideal für den Einsatz im Spielplatzbau. So tragen sowohl Holz als auch Recycling-Kunststoff auf ihre Weise zu einer umweltfreundlichen Zukunft bei!
Muss ein Spielplatz genehmigt werden und ist eine regelmäßige Inspektion nötig?
Ein Spielplatz ist laut DIN 18034:2012-09 eine offiziell zum Spielen ausgewiesene Fläche. Damit alles sicher bleibt, regelt die DIN EN 1176-7, wie Spielgeräte installiert und geprüft werden müssen. Mindestens einmal im Jahr steht eine Hauptinspektion an. Das Protokoll dazu dient als Nachweis, dass die Verkehrssicherungspflicht gemäß BGB § 823 eingehalten wird. Kurz gesagt: Sicherheit geht vor!
Die Jahreshauptinspektion ist eine abgeschlossene Prüfung nach klaren Vorgaben nach DIN EN 1176-7 Punkt 6.2 c. Es ist allerdings auch möglich, diese mit einer Wartung nach DIN EN 1176-7 Punkt 8.2.6 zu verbinden. Während dieser werden alle Befestigungen auf ihren festen Sitz geprüft und gegebenenfalls nachgezogen. Weiterhin werden alle Gelenke geschmiert und etwaige Schadstellen verschliffen. Wir sind "Qualifizierte Spielplatzprüfer" nach DIN SPEC 79161-1 u. 2. Das bedeutet, dass unsere Wartungs- und/oder Instandsetzungsarbeiten von sachkundigen Personen mit fundierten Kenntnissen über die geltenden Vorschriften und einer fachlichen Ausbildung im Bereich Holz durchgeführt werden.
Wie kann man Spielplätze barrierearm gestalten?
Ein barrierearmer Spielplatz sollte für alle Kinder gleichermaßen zugänglich sein. Damit das gelingt, sind bestimmte Maßnahmen wichtig. Breite und ebene Wege von mindestens 1,50 Metern sowie stufenlose Eingänge erleichtern den Zugang. Taktile Leitelemente unterstützen Kinder mit Sehbeeinträchtigungen bei der Orientierung. Auch die Wahl des Bodenbelags spielt eine große Rolle: Stoßdämpfende und rollstuhlgerechte Materialien wie Gummimatten oder verdichteter Sand bieten mehr Sicherheit und Mobilität als Kies oder Rindenmulch. Durch diese Maßnahmen wird der Spielplatz für alle Kinder nutzbar – inklusiv, sicher und einladend. (Quelle: DIN EN 18034, Abschnitt 4.2.2.7)
Was ist ein inklusiver Spielplatz?
Ein inklusiver Spielplatz ist so konzipiert, dass er Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen gleichermaßen Spielmöglichkeiten bietet. Er berücksichtigt die verschiedenen Bedürfnisse der Kinder und stellt barrierefreie Zugänge, Spielgeräte, die unterschiedliche motorische und sensorische Fähigkeiten ansprechen, sowie Rückzugsorte für Kinder mit besonderen sensorischen Bedürfnissen zur Verfügung. Das Ziel ist es, allen Kindern die Möglichkeit zu geben, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, gemeinsam zu spielen und voneinander zu lernen.
Gibt es klare Aufsichtshinweise für Eltern und Betreuer? Wie wird die regelmäßige Reinigung des Spielplatzes sichergestellt?
In Deutschland ergibt sich die Aufsichtspflicht aus verschiedenen Gesetzen. § 1626 BGB verpflichtet Eltern zur Aufsicht, § 832 BGB regelt ihre Haftung bei Schäden. Spielplatzgeräte sind meist für Kinder ab 36 Monaten geeignet, mit unterschiedlich leichter Zugänglichkeit.
Für die Reinigung der Spielplätze sind die Betreiber zuständig. Dies können Städte, Gemeinden aber auch Wohnungsbaugesellschaften sein. Wer der Betreiber eines Spielplatzes ist, kann man auf dem Spielplatzschild erkennen. Dieses Schild sollte auf jedem Kinderspielplatz vorhanden sein (DIN EN 1176-7 Punkt 8.2.49). Es gibt ebenfalls Aufschluss über die Altersbegrenzungen der Spielgeräte. Sofern Schäden oder Verschmutzungen auf dem Spielplatz vorhanden sind, sollten die Beschwerden unbedingt beim Betreiber gemeldet werden.